Zugegeben – ich hielt es zunächst für einen schlechten Karnevalsscherz: Thomas Strothotte, ein sog. „Bildungsexperte“, fordert Arabisch für alle Schüler in Deutschland zum verpflichtenden Unterrichtsfach zu machen. Dieser Mann, der eigentlich Professor für Informatik ist, meint dadurch anzuerkennen, dass Deutschland ein mehrsprachiges Einwanderungsland sei.
Hier drängt sich nun sofort die Frage auf, ob dieser Vorschlag der Integration von Immigranten überhaupt förderlich ist.
Zunächst muss dazu festgestellt werden, dass die integrativen Bemühungen grundsätzlich und zum überwiegenden Teil von den Immigranten zu leisten sind; man könnte hier auch von einer Bringschuld sprechen. Natürlich dürfen und sollten alle Integrationswilligen in diesen Bemühungen unterstützt werden. Der Wille muss jedoch vorhanden sein, sonst laufen alle Maßnahmen ins Leere.
Darüber hinaus stellt sich die Frage, inwieweit jene Leute aus der arabischen Welt denn wirklich ein Teil unserer Gesellschaft werden:
Syrer und Iraker sollen nach Beendigung des Bürgerkrieges wieder in ihre Heimat zurückkehren – denn zu diesem Zeitpunkt endet ihr Schutz als Kriegsflüchtling.
Die Asylbewerber aus den Maghreb-Staaten haben ohnehin praktisch kein Recht hier zu sein, denn ihre Staaten gelten als sichere Drittstaaten und werden selbst durch die Bundesregierung wohl bald zu solchen erklärt werden. Die Rückführung der abgelehnten Asylbewerber soll ja auch demnächst beginnen; auch, wenn man die Tatsache, dass Deutschland den nordafrikanischen Staaten Millionen zahlen muss, damit sie ihre eigenen Bürger wieder aufnehmen, durchaus als mafiös bezeichnen kann!
Theoretisch würden also alle Schüler dann arabisch sprechen, ohne dass noch Muttersprachler im größeren Umfang bei uns wären. Dies wird –auch, wenn Frau Merkel das Gegenteil behauptet, durch die diversen Abschiebungshürden aber nicht der Fall sein.

Unabhängig davon wären arabisch sprechende deutsche Kinder und Jugendliche der Integration aber nicht nur nicht förderlich, sondern würden das Deutsch-Lernen der arabischen Schüler geradezu behindern. Aus Erfahrung weiß ich, dass Schüler mit Migrationshintergrund nur dann deutsch reden, wenn sie (beispielsweise durch gemischte Gruppen) rein praktisch dazu gezwungen sind. Diese Notwendigkeit würde aber nicht mehr bestehen, wenn man in der Schule jederzeit und überall arabisch parlieren könnte.
Würde man der Argumentation von Herrn Strothotte folgen, müssten alle Schüler übrigens erst einmal Türkisch lernen, denn auch die türkische Gemeinschaft in Deutschland, die der arabischen zahlenmäßig weit überlegen ist, hat insgesamt immer noch große Probleme (sprachliche wie kulturelle), sich in die deutsche Gesellschaft einzufügen.
Aber zurück zum Arabischen.
Wer fordert, mal eben so nebenbei Arabisch als Unterrichtsfach einzuführen, vergisst, dass dafür auch erst einmal Lehrer vorhanden sein müssten. Damit diese ausgebildet werden können, bräuchte man eine entsprechende Erweiterung der wenigen Fakultäten an den Hochschulen mit entsprechender Vorlaufzeit; insgesamt bis zu den ersten Staatsexamen wahrscheinlich acht Jahre.
Und zu guter Letzt wären überhaupt erst einmal Studenten nötig, die sich für dieses Fach entscheiden. Arabisch lernt man nämlich nicht mal eben, wie bspw. Französisch oder Italienisch. Grammatikalisch wie phonetisch sind die Unterschiede gravierend! So gibt es nur drei Vokale, von denen zwei, je nach Region, eher wie A oder E, bzw. wie O oder U ausgesprochen werden. Im Gegensatz zum Deutschen gibt es nicht nur Singular und Plural, sondern eine Zweiform – den Dual.
Darüber hinaus schaue man sich die arabische Schrift an, bei der die Buchstaben völlig andere als europäischen Raum sind. Und als wäre das noch nicht genug, schreibt man auch noch von rechts nach links!
Glauben Sie mir, Arabisch ist wirklich anspruchsvoll; ich habe es einmal, rein aus Interesse, in Grundzügen selbst gelernt.
Doch selbst wenn alle Hürden gemeistert wären, so gibt es neben dem Englischen  bedeutendere Sprachen auf der Welt: z.B. Spanisch oder Chinesisch.
Unsere Schüler haben äußerst volle Lehrpläne und –gerade im zwölfjährigen G8-Gymnasium- eine starke Stoffverdichtung zu meistern. Politische Ideologien sollten deshalb keinesfalls auf ihrem Rücken lasten. Hier ist Vernunft gefragt.

 

Jan Preuß

Jan Preuß ist der Sprecher des Bezirksverbandes Münster
und stellvertretender Leiter des Landesfachausschusses für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Sport.
Er vertritt die AfD im Ausschuss für Bildung der Stadt Gelsenkirchen